Donnerstag, 23. Februar 2012

Rituale cisterciense Deutsch (1892), 3. Buch, 18. Kapitel: Von der Zeit der Quadragesima [Fastenzeit]

"Cortina" (Fastentuch) in der ehem. Abteikirche Marienfeld (Westf.), ca. 18. Jahrh., Photo: Daniel Brockpähler, Wikipedia


Rituale cisterciense (1892), Buch 3:

18. Kapitel: Von der Zeit der Quadragesima
[1.] Am Aschermittwoch wird keines Heiligen gedacht, wessen Festtag auch immer sei, noch wird irgendeine Votivmesse gesungen. An anderen Festtagen außerhalb der Karwoche werden, wenn ein Fest mit zwölf Lektionen gefeiert wird, zwei Messen im Konvent gesungen; die erste vom Festtag nach der Terz ohne Kommemoration oder Evangelium des Wochentags am Ende; die andere vom Wochentag nach der Non, mit vorheriger Antiphon Sub tuum [Unter deinem Schutz], mit der üblichen Prostration an den Formen, wo gesungen wird. In einer kleineren Gemeinschaft hört der Konvent diese zur Gänze mit gebeugten Knien im Chor.
2. Zum Vers Adjuva nos [Hilf uns] während des Traktusgesangs der Quadragesima beugen wir die Knie vor den Formen, und gleicherweise zur Oration über das Volk bis zum letzten Der Herr sei mit euch, [dieser Gruß] ausgenommen, zu dem wir aufstehen und dem Brauch nach zum Altar gewandt stehen.
3. An einem jeden Freitag, wenn nicht durch ein Fest mit 12 Lektionen behindert [und] ausgenommen der Karfreitag, beginnt der Kantor nach dem Psalm De profundis [Aus den Tiefen], der Oration und dem Vers Requiescant [Sie mögen ruhen] die sieben Bußpsalmen: Und mit dem den Wochendienst ausübenden Diakon, der das enthüllt Prozessionskreuz genommen hat [und] ohne Kerzen[-begleitung] im Mönchskleid [Kukulle] voranschreitet, umkreist der Schuhe tragende Konvent in Prozession den Kreuzgang [und] geht langsamen Schrittes in die Kirche, so dass [alle] beim Eingang des Chores die Psalmen, welche sie abwechselnd und auf einem Ton [„in directum“] ohne Ehre sei dem Vater singen, abschließen. Sie fügen am Schluß des letzten [Psalms] den vorgenannten Vers Ehre sei ohne Verneigung an.
4. So in den Chor eingetreten, singen sie die Antiphon Ne reminiscaris [Denke nicht an] [und] nachdem die Cortina [das Fasten- oder Hungertuch, der Fastenvorhang] weggezogen wurde, prosternieren die Priester an der Presbyteriumsstufe, so dass sich die älteren in der Mitte befinden, und beide Chöre einander zugewandt an der Seite, mit dem Arm den Kopf abstützend. Die Juniores prosternieren gleicherweise hier und dort im Novizenchor, doch nicht in derselben Linie; die Kranken [prosternieren] im Hinteren Chor, die Novizen außerhalb des Chores und die Konversen (so sie anwesend sein sollten) in ihrem Chor, das ist im Schiff der Kirche.
5. Der Obere hingegen, in der Mitte der Altarstufe und er selbst auf Knien, beginnt die Litanei, wie im Kollektar [angegeben], und der Chor wiederholt das, was er singt, bis zum Vers Pater de coelis Deus [Gott Vater im Himmel]. Dann nämlich und zu den folgenden Versen antwortet [der Chor] nur Miserere nobis [Erbarme dich unser] oder Ora pro nobis [Bitte für uns]. Nachdem die Orationen vom knienden Oberen gesungen wurden, stehen alle auf, verneigen sich vor dem Altar und entfernen sich.
6. Am Samstag vor dem ersten Sonntag [der Quadragesima] und darauffolgend (die Sonntage ausgenommen) wird die Vesper am Ende der Messe vom Fasten gesungen, vor der Mahlzeit. Der [Fasten-]Vorhang [Cortina] wird vor dem Presbyterium aufgehängt und die Kreuze und Bildnisse werden nach der Komplet ebendieses [ersten] Sonntags verhüllt.
7. Der [Fasten-]Vorhang wird jedoch nicht an Festtagen mit 12 Lektionen und an Sonntagen ausgebreitet, [das heißt: nicht] von der ersten Vesper bis zum Ende der Komplet des Festtages oder Sonntags, sowie nicht zur Messe des Wochentags, die gesungen wird nach der Non an Festtagen. An Wochentagen wird er sodann weggezogen zur Elevation des Sakraments während der Messe, zur Litanei nach der Prozession am Freitag, zur Segnung eines Novizen, zur feierlichen Messe oder zu Exequien, wenn ein Verstorbener anwesend ist, bis die sieben Bußpsalmen nach dem Begräbnis beendet sind, wenn ein Bischof der Konventmesse beiwohnt und bei ähnlichen [Gelegenheiten].
8. Gleicherweise wird das Kreuz enthüllt, wenn es in Prozession mitgetragen oder zum Kommunionempfang oder zur Salbung eines Kranken, zum Begräbnis der Verstorbenen etc. [vorangetragen] wird, bis es wieder an seinem Ort aufgestellt wird.
9. An allen Tagen, an denen die Vesper vor der Mahlzeit gesungen wird, zur fünften nachmittäglichen Stunde, kommt ein jeder der Brüder, wenn der Sakristan zum Biberes [Trunk] das Zeichen in der Kirche gegeben hat, in den Chor. [Er] bringt dem Herrn ein schlichtes, privates Gebet mit gebeugten Knien vor seiner Stalle zum Altar gewandt dar, indem er still die Suffragien [Bittgebete] der Quadragesima Tribularer etc. spricht.
10. An jenem ersten Sonntag [der Quadragesima], während die Matutinalmesse gesungen wird, trägt der Kantor, dem die vom Prior zugewiesenen Brüder helfen, die vom Oberen am vorhergehenden Samstag ausgewählten Bücher in den Kapitelsaal und ordnet sie auf einem Tisch, der mit einer Decke oder einem Tuch ehrenvoll und geziemend bedeckt ist, so vor dem Sitz des Abtes an, dass die einzelnen [Bücher] auf der Seite des jeweiligen Chores liegen, an den sie ausgeteilt werden sollen, [zusammen] mit den Namen der Brüder, denen sie zugedacht sind.
11. Nachdem alle also im Kapitelsaal nach der Messe versammelt sind, auch die Kranken, die dasein können, und wenn die gewöhnlichen Gebete gesprochen wurden, wird aus der Regel De Quadragesimae observatione [Die Beobachtung der vierzigtägigen Fastenzeit] etc. gelesen, wie im 1. Buch, Kapitel 22 [beschrieben, und] nachdem dies nach der Kommemoration der Verstorbenen ausgelegt wurde, geht der Kantor auf Weisung des Abtes mit seinem Helfer zum Tisch, verneigt sich zuerst vor dem Oberen selbst und nimmt das bezeichnete Buch entblößten Hauptes mit beiden Händen vom Tisch [und] übergibt es ihm ehrfürchtig, indem er sich vorher und nachher verneigt. Der Sukzentor verhält sich ebenso und gibt das Buch dem Prior; und danach verteilen sie hier und dort die Bücher nach demselben Ritus. Die Einzelnen jedoch, die die Bücher, ebenfalls mit beiden Händen, in Empfang nehmen, verneigen sich aus Freude über die göttlichen Schriften tief und frohgemut.
12. In den Messen während der Zeit der ganzen Quadragesima gebrauchen die Altardiener keine Dalmatiken, außer am vierten Sonntag. Am Passionssonntag [5. Sonntag in der Fastenzeit] zum Introitus warten die Diener nicht, wie üblich, die Zeit ab, um in den Chor einzutreten, sondern, sobald sie hören, dass der Vers des Psalms nach dem Introitus angestimmt wird, treten sie sofort ein und gehen zum Altar, nachdem sie sich vor der Presbyteriumsstufe wie gewohnt verneigt haben. Und auch während des letzten Responsoriums einer jeden Nokturn stehen alle auf, da nach der Wiederholung kein Ehre sei dem Vater gesungen wird, bis zum Osterfest, wenn der Kantor es von Neuem aufnimmt, und bleiben stehen, wie während des feierlichen Totenoffiziums.

Samstag, 18. Februar 2012

Rituale cisterciense Deutsch (1892), 3. Buch, 17. Kapitel: Vom Beginn der Fastens

Rituale Cisterciense (1892) - 3. Buch, 17. Kapitel: Vom Beginn des Fastens
[1.] Am Mittwoch des Fastenbeginns (i.e. am „Aschermittwoch“] werden die Terz und die Sext im unteren Chor gesungen, zur Mitte der achten Morgenstunde, und die Brüder sind frei für die Lesung bis zur Non, deren erstes Zeichen zur zehnten Stunde gegeben wird. Der Sakristan jedoch stellt die zu segnende Asche in einem Gefäß zusammen mit dem Weihwasser und dem Weihwasserwedel auf einen Schemel, der mit einem Leinentuch bedeckt ist, [und zwar] rechts vom Analogium, das in der Mitte der Presbyteriumsstufe steht. Die Asche soll hergestellt werden aus den am vorhergehenden Palmsonntag gesegneten Zweigen oder aus anderen verbrennbaren Dingen.
2. Um die elfte [Stunde], nachdem das gewöhnliche Zeichen gegeben wurde, wird die Non im unteren Chor gesungen, während der Obere und die Altardiener sich in der Sakristei in die angemessenen Gewänder kleiden, das heißt der Obere [bekleidet sich] mit Stola und violettem Pluviale über der Albe, der Diakon mit der Stola, die übrigen nur mit der Albe.
3. Nachdem die Non gesungen wurde, ziehen alle außerhalb des Chores die Schuhe aus und gehen, nachdem sie die Nachtschuhe oder Sandalen [dort] zurückgelassen haben, in den oberen Chor, wo sie sich in der Ordnung aufstellen, wie zur Messe üblich, zum Altar gewandt. Danach, wenn der Kantor die Antiphon Exurge [Erhebe dich] anstimmt, wenden sie sich einander zu und setzen sie fort, während der wie oben ausgeführt angekleidete und barfüßige Obere mit den Altardienern, angeführt vom Thuriferar, hinzutritt zu Stufe, mit Stab, wenn er Abt ist, [jedoch] ohne Akolythen.
4. Nachdem die Antiphon wiederholt wurde, wenden sich die Brüder dem Altar zu, und der Obere singt den Vers Ostende nobis [Zeige uns]. Nach der Antwort Et salutare [Und [dein] Heil] etc. fallen sie über den „Formen“ [auf die Knie], wobei sie sprechen Kyrie eleyson. Nachdem der Obere gesprochen hat Et ne nos inducas [Und führe uns nicht] etc., antworten sie Sed libera [Sondern erlöse uns] etc. Und vom Kantor begonnen, wird der ganze Psalm Deus misereatur [Got erbarme sich] mit Ehre sei dem Vater und Flexa [i.e. der übliche Rezitationston] abwechselnd gesungen. Sobald der Obere Der Herr sei mit euch gesungen hat, stehen sie auf und stehen in den Stallen, zum Altar gewandt, bis zum Introitus der Messe.
5. Der Obere, nach Norden gewandt, segnet die Asche, wie im Messbuch angegeben. Nachdem er sie besprengt und inzensiert hat, wobei der Diakon ihm mit den üblichen Küssen Weihrauch, Weihwasserwedel und Weihrauchfass anreicht, tritt der Chorsenior mit Stola, wie oben in Kapitel 16 [beschrieben], hinzu, nimmt von der Asche mit dem rechten Daumen und Zeigefinger, wobei er auf der Stufe steht, während der Obere ihm zugewandt verneigten Hauptes steht, [und] legt ihm in Kreuzesform [die Asche] auf, wobei er spricht: Memento, homo, quia pulvis es et in pulverem reverteris [Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst].
6. Bald darauf verneigt er sich vor dem Oberen, wenn er nicht selbst der Abt ist, beugt die Knie auf der Stufe, und der Abt legt ihm, zum Chor gewandt, in ähnlicher Weise die Asche auf, darauf den Altardienern und den übrigen Herantretenden, in der gleichen Ordnung, wie es im vorangehenden Kapitel gesagt worden ist über die Kerzen, die [er] entgegennimmt. Die Einzelnen treten hinzu jeweils zu zweit, verneigen sich vorher und nachher, empfangen mit gebeugten Knien die Asche, die der Thuriferar, der das Rauchfass weggestellt hat, in einem Gefäß etwas hinter dem Oberen zu seiner Rechten hält.
7. Währenddessen steht der Chor gegen den Altar gewendet und singt die Antiphonen, wie in den Büchern [verzeichnet]; der Prior aber oder der Obere, bei Abwesenheit des Priors, bringt die [Asche] aus dem Chor hinaus und legt sie den Gästen und der Familia auf, nachdem er die Asche [selbst] empfangen hat. [Er] legt sich eine violette Stola über die Kukulle und ihm ist ein Bruder beigegeben, den der Kantor bestimmt hat, der vor ihm die Asche in einem anderen Gefäß trägt.
8. Wenn im Chor ein Bischof oder Fürst anwesend sein sollte, der nicht zur Stufe kommen möchte, [so wird] dem Bischof oder Abt dort von einem würdigen [Senior] des Chores, der dem Abt die Asche aufgelegt hat oder vom Abt selbst, sobald ihm die Asche aufgelegt wurde, in ähnlicher Weise [die Asche] aufgelegt vor den Altardienern, dem knienden Fürsten jedoch nach diesen [Altar-]Dienern.
9. Wenn außer dem Zelebranten kein Priester anwesend ist, um [ihn] bestreuen zu können, legt er selbst sich die Asche auf und spricht, wie bei allen anderen: Gedenke, Mensch etc.
10. Nachdem die Antiphon Immutemur [Wir werden umgewandelt] begonnen wurde, geht der Wochendienst habende Priester in die Sakristei und legt die Schuhe und die entsprechenden Gewänder an, [und] bereitet sich darauf vor, die Messe zu feiern. Doch wenn der Abt selbst Hebdomadar sein sollte, trägt der Kantor einem anderen die [Zelebration der] Messe auf.
11. Wenn die Auflegung der Asche beendet ist, wendet sich der Obere, am gleichen Ort stehend, dem Altar zu und singt die Oration Concede nobis [Gewähre uns], und nachdem der Konvent Amen geantwortet hat, beginnt der Kantor sogleich mit dem Introitus der Messe. Der Abt zieht sich, nachdem er dem Altar die Ehre erwiesen hat, mit den Altardienern in die Sakristei zurück, und der vorbereitete Priester, dem der Altardiener ohne Dalmatik vorausgeht, schreitet zum Altar wie üblich. Der Chor hingegen bleibt bis zum Ende der Messe barfüßig.