Dienstag, 28. Juni 2011

Rituale cisterciense Deutsch (1998): Variationes in Ordine romano Reconciliationis seu Paenitentiae

Rituale cisterciense (1998), S. [92]:

Zu Nr. 70 [der römischen Ordnung der Beichte], ad libitum kann der Priester sprechen
Der Herr sei in deinem Herzen und bei deinen Lippen, damit du vollständig, wahrhaftig und demütig alle deine Sünden bekennst, im Namen des Vaters, + und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Zum Schluss kann hier vom Priester das Kreuzzeichen gemacht werden, wenn es nicht beim Einleitungsdialog geschehen ist, wie in der römischen Ordnung, Nr. 42.

Zu Nr. 99, ad libitum kann der Priester sprechen:
Gehe in Frieden und sündige nicht mehr.
Darauf antwortet ihm der Beichtende:
Der Herr schenke dir das ewige Leben.

Samstag, 25. Juni 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 3. Buch, 9. Kapitel: Von der sakramentalen Beichte

Titelseite des Rituale cisterciense von 1892. Photo: Cistopedia

Rituale cisterciense (1892), 3. Buch, 9. Kapitel:
1. Nach den alten Bestimmungen sollen alle Ordensangehörigen, Äbte, Mönche, Novizen und Konversen, einmal in der Woche ihre Sünden bekennen, auch wenn sie auf den Grangien sind: sie sollen genügend Beichtväter haben. Dies geschehe (wenn es möglich ist) vor allem vro der Mahlzeit und dem Hochamt. Auch ziemt es sich nicht für jedweden Priester Weltlichen oder Ordensangehörigen die Beicht zu hören: Nur diejenigen dürfen dies tun, die der Obere bestimmt hat, bei denen er meint, sie könnten mit größter Zurückhaltung die Beichtenden ermahnen, aufmuntern, belehren und zur Buße hinführen. Wenn sie auf Reisen sind, können sie jedoch mit Erlaubnis des Oberen ihre Sünden bekennen vor den Priestern, die der Ortsodinarius bestimmt hat.
2. Die Mönche bekennen ihre Sünden im Kapitelsaal oder an einem anderen Ort in der Kirche, der dazu bestimmt wurde, die schwer Erkrankten in der Krankenstation, die Novizen und Laienbrüder, wo es dem Oberen günstig erscheint. Kein Priester darf jedoch ein Sündenbekenntnis hören, dessen Sünde er mit begangen hat.
3. Wenn jemand beichten möchte, ruft er den Beichtvater, indem er ein Zeichen macht und die Hand zum Mund führt und sich an die Brust schlägt. Ein jeder trägt die Kukulle, und nach einem kurzen Gebet geht man an den geeigneten Ort: Dort beugt der Beichtende die Knie, der Priester hingegen sitzt mit bedecktem Haupt und spricht:
Benedicite.
Der Beichtende jedoch antwortet: Dominus.
Darauf spricht der Priester:
Der Herr sei mit uns.
Der Beichtende antwortet "Amen" und spricht, indem er eine Venia vollzieht:
Segne mich, Vater, denn ich habe gesündigt.
Darauf antwortet der Priester mit enblößtem Haupt und gefalteten Händen:
Der Herr sei in deinem Herzen und bei deinen Lippen, damit du vollständig, wahrhaftig und demütig alle deine Sünden bekennst, im Namen des Vater+, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes. Amen.
Darauf neigt bedeckt er das Haupt und verhüllt das Gesicht mit dem Ärmel.
4. Darauf spricht der Beichtende, indem er sich auf den Fingerknöcheln niedergebeugt ist:
Ich bekenne Gott, der seligen Maria und allen Heiligen und dir, Vater, dass ich gesündigt habe in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld.
Bei diesen Worten schlägt er sich an die Brust und richtet sich auf die Knie auf, bekennt mit kurzen worten seine Sünden, um die er um Verzeihung bittet. Nachdem er das gesagt hat, fährt er fort:
Dieser und aller anderen Sünden bekenne ich mich schuldig und erbitte Verzeihung.
5. Dann spricht der Priester mit entblößtem Haupt und gefalteten Händen, ihm zugewendet:
Der allmächtige Gott erbarme sich deiner, er lasse dir alle deine Sünden nach, befreie dich von allem Bösen, bewahre dich und stärke dich in jedem guten Werk und führe dich zum ewigen Leben. Amen.
Er macht das Kreuzzeichen über ihn und fährt fort:
Nachlass und Vergebung aller deiner Sünden gewähre dir durch die Gnade des Heiligen Geistes der allmächtige und barmherzige Herr. (Jener antwortet:) Amen.
6. Während der Priester dies sagt, vollzieht der Beichtende eine Venia, wie weiter oben gesagt, und, nachdem er Amen geantwortet hat, richtet er sich auf die Knie auf, solange der Beichtvater ihn bestärkt, ermahnt oder zurechtweist, wie es ihm nützlich erscheint, und er gibt ihm eine heilsame Buße auf, kurz und verborgen. Nachdem sie aufgegeben wurde, vollzieht der Beichtende erneut eine Venia und der Priester spricht, indem er mit entblößtem Haupt seine Rechte über ihn ausstreckt:
Unser Herr Jesus Christus möge dich lossprechen, und (auch) ich spreche dich durch seine Autorität los von deinen Sünden, im Namen des Vaters, + und des Sohnes, und des Heiligen Geistes. Amen.
Gehe in Frieden und sündige nicht mehr.
Darauf antwortet ihm der Beichtende:
Dir schenke der Herr jedoch das ewige Leben.
Nachdem das geschehen ist, verneigen sich beide voreinander und gehen fort, es sei denn, der Beichtende möchte dort verweilen, um wenigstens teilweise, wie es sich ziemt, die ihm auferlegte Buße zu erfüllen, und er dankt für die ihm zuteil gewordenen Verzeihung.
(...)

Donnerstag, 23. Juni 2011

Rituale cisterciense Deutsch - 3. Buch, 25. Kapitel: Fronleichnam - Das Fest des Leibes Christi

Rituale cisterciense (1892), aus dem 25. Kapitel des 3. Buches:
Von der Prozession.
7. Am Festtag wird das Sakrament zur Prozession feierlich durch den Kreuzgang getragen, wobei folgender Ritus befolgt wird. Nachdem die Terz gesungen wurde, kehren der Zelebrant und die Altardiener in das Vestiarium (Sakristei) zurück, um sich wie zur Messe anzukleiden, während die Glocken läuten. Und der Sakristan verteilt weiße Kerzen an die einzelnen Brüder und Hausbewohner: Der Diakon, der dafür vom Kantor bestimmt wurde und das Kreuz der Prozession voranträgt, bekleidet sich ebenfalls mit Stola und Dalmatik über der Albe; er geht zwischen den Kerzenträgern, die die Albe tragen. Ältere Brüder, mit der Kukulle bekleidet, treten zum vorbereiteten Baldachin; der Kirchendiener zündet die Altarkerzen an und diejenigen der Brüder.
8. So vorbereitet gehen sie zum Altar, wie wir es für den Gründonnerstag bestimmt haben. Der Weihrauchträger geht mit dem Weihrauchfass, das nicht raucht, und dem Schiffchen zur Altarstufe voraus; es folgt der Kreuzträger zwischen den Kerzenträgern, der mit diesen in der Mitte der Presbyteriumsstufe stehenbleibt; die Älteren mit dem Baldachin steigen [die Stufe] hinauf und bleiben in der Mitte des Presbyteriums stehen, vor der Mitte des Altars; die Altardiener und der Zelebrant kommen zur Stufe, der Konvent hingegen steht zum Altar gewendet und trägt die Kerzen, wie wir zum Fest der Lichtmess gesagt haben.
9. Dann beugen alle die Knie, außer Kreuzträger und Akolythen, während der Diakon unter dem Schweigen des Chores, die Pyxis mit den üblichen Kniebeugungen in die Mitte des Korporales auf den Altar stellt und zum Zelebranten zurückkehrt; ihm wird stehend Weihrauch gereicht, den er ohne Segen und Kuss einlegt, dann wird ihm kniend das Fass übergeben. Nachdem der Zelebrant das Sakrament inzensiert hat, geht der Diakon, der dem Thuriferar das Fass zurückgibt, zum Altar hinauf, wie an Gründonnerstag ausgeführt, nimmt die Pyxis und gibt sie stehend dem die Knie beugenden Zelebranten, dem der Subdiakon zwischenzeitlich das Schultervelum übegelebt hat, das ihm vom Ministerium (der Kredenz) vom Thuriferar übergeben wurde.
10. Der Zelebrant, dessen Hände mit dem Velum bedeckt sind, nimmt die Pyxis entgegen, so dass das der Hostie aufgeprägte Bildnis zur Prozession zeigt; und er steht auf und geht inmitten der Altardiener, die ihn beidseitig unterstützen, unter den Baldachin. Sofort, nachdem der Diakon das Sakrament vom Altar genommen hat, stimmt der Kantor das Responsorium 'Eduxit' an und geht der Kreuzträger mit den Kerzenträgern und den Brüdern hinaus, die in der Ordnung folgen, wie es auch bei anderen Prozessionen Brauch ist. Sie verneigen sich tief, wenn sie vor dem Sakrament vorbeigehen; vom thuriferar oder den Thuriferaren wird der Weg der Prozession inzensiert, wie in Kapitel 21 beschrieben.
11. Bei jeder Station steht der Konvent wie üblich und der Zelebrant hält das Sakrament mit beiden Händen, ohne es abzustellen oder zu inzensieren. Dies ist ausdrücklich verboten im Caeremoniale der Bischöfe, es sei denn, der Weg sei zu lang oder  es liegt eine Kirche auf dem Weg, auf deren Altar das Allerheiligste Sakrament abgestellt werden muss. Alle Brüder jedoch, die dem Zelebranten vorangehen, ausgenommen der Kreuzträger mit den Akolythen, beugen die Knie vor dem Leib des Herrn, vor dem sie verharren. Ähnlich machen sie es, wenn sie von dem Ort weggehen, an dem sie sich befinden. Jene jedoch, die den Baldachin begleiten oder ihm folgen, machen keine Ehrenbezeugung, und der Zelebrant singt nicht zusammen mit den anderen.
12. Bei der Rückkehr der Prozession gehen der Kreuz- und die Kerzenträger direkt ins Vestiarium. Die Brüder stehen singend am Eingang des Chores, zum Altar gewendet mit brennenden Kerzen, während das Sakrament dem Diakon übergeben wird und die Älteren den Baldachin zurücktragen, der Zelebrant aber die Knie beugt. Dann knien sich alle bis zum Beginn der Messe und singen das Responsorium weiter, das der Kantor im Kreuzgang begonnen hat. (...)

Dienstag, 21. Juni 2011

Was kann man unter dem "Ritus cisterciensis" verstehen?

Titelblatt des Rituale Cisterciense 1998


Die Wikipedia definiert den Begriff des Ritus cisterciensis folgendermaßen:
"Der Zisterzienserritus findet seinen Ausdruck in Liturgie, Disziplin und Eigenrecht des Zisterzienserordens." (Aus dem Artikel "Zisterzienserritus").
Weiter unten heißt es dann zutreffend:
"Der Eigenritus der Kirche von Cîteaux und aller monastischen Gemeinden, die sich auf sie zurückführen, ist entstanden, als die Gründer des Novum Monasterium die Grundvollzüge ihres Mönchslebens neu ordneten und ihrer Lebensweise anpassten. (...) Deshalb können die Grundlagen des Zisterzienserritus für die eucharistische Liturgie auf die damals im süd-östlichen Teil des heutigen Frankreich gültige Form des römischen Ritus mit einer Reihe von Eigenelementen zurückgeführt werden. Das Stundengebet wurde in der liturgischen Ordnung der Regula Benedicti gefeiert, allerdings mit allen Elementen, die durch die zeitliche Distanz und die Überlieferung hinzugekommen waren. (...) Das Kalendarium der Zisterzienser, ebenfalls wichtiger Bestandteil des Ritus, baute auf diese Verzahnung von liturgischer Realität und Überlieferung auf, indem es der Traditionslinie von Molesme folgte, ohne jedoch die Bedürfnisse der Mönchsgemeinde von Cîteaux aus den Augen zu verlieren. Das frühe Kalendar kennt nur relativ wenige Heiligenfeste und eine sehr bescheidene Abstufung des Festranges - de facto gibt es nur Feste mit zwölf Lektionen und Heiligenkommemorationen. Wo sich Kalendar und Disziplin verzahnen, also vor allem bei den Fest- und Fastenzeiten, greifen die Zisterzienser auf die alten monastischen Überlieferungen zurück. Gleiches gilt für die persönliche Frömmigkeit der Mönche. Die Vorgaben, die im Laufe des ersten zisterziensischen Jahrhunderts in den Gebräuchen, den Ecclesiastica Officia, gesammelt und aufgezeichnet werden, sind Ausdruck einer selbstbewussten und konservativen Haltung, die sich bewusst ist, dass der Ausdruck des liturgischen Lebens auch Ausdruck der Orthodoxie ist. Das Eigenrecht im Zisterzienserorden wird bestimmt durch die monastischen Traditionen, die Weisungen der ersten Äbte von Cîteaux und die Beschlüsse der Generalkapitel, die bis heute "gesetzgebendes" Organ sind." (Aus dem Artikel "Zisterzienserritus").
Es ist bezeichnend, dass das Wissen um die Grundlagen der Liturgie der Kirche oft sehr selektiv ist. Ohne eine umfassende Sicht der historischen Entwicklungen einfordern zu wollen, die weder möglich noch nötig ist, bleibt doch die Frage: Woraus hat sich die äußere Form der zisterziensischen Lebensweise entwickelt, die ihre Grundlagen neben dem Evangelium auch in den rituellen Vollzügen des "Zisterzienserritus" hat? Ist diese äußere Form überhaupt noch tragbar in der heutigen Zeit, deren Probleme nicht vor den klösterlichen Gemeinschaften haltmachen?  
 Zisterzienserabtei Tamié - Hochamt (um 1960)

"Inter diversos coetus christianorum, monachi cistercienses, iam ab Instituti origine, simplicitatem quaesierunt et austeritatem totius vitae suae, pauperem Christum pauperes sequi cupientes. Huius propositi testes sunt litterae, communiter dictae Exordium parvum, in diversis ordinationibus quae ad cultum et oratorium monasterii spectant." (Institutio Generalis Missalis Cistercienis, Introductio, 6)

Mit diesen Worten leiten die Mitglieder der Liturgiekommission ocist/ocso die Institutio generalis Missalis cisterciensis ein. Sie stellen damit klar, dass nicht etwa Neues und Unübliches neben einen reformierten Römischen Ritus gesetzt wird, sondern dass es der Liturgiekommission lediglich um die notwendige Anpassung der älteren Überlieferung geht, die sich bis auf die Gründung von Cîteaux zurückführen läßt. Die Zisterzienser haben "neben [den Gebräuchen] anderer Zusammenkünfte von Christen" eine eigene Tradition, die es zu bewahren und zu pflegen gilt. Gerade das war die Intention der Synodenversammlung des II. Vatikanischen Konzils.